**Vorlesermaterial April 2003 ** **„Ongi kuden“ (Aufzeichnung der mündlich überlieferten Lehren) ** *Der wichtige Punkte, dem wir uns in diesem Monat widmen:* Nichiren Daishonin rezitierte am 28. April 1253 zum ersten Mal Nam-Myoho-Renge-Kyo, was die Begründung seiner Lehre war. Er drückte damit seinen Schwur aus, das Glück des Volkes, die grundsätzliche Veränderung des Zeitalters der Streitigkeiten im Späten Tages des Gesetzes zu realisieren. Dieser Schwur allein bedeutete schon die Erfüllung seines großen Wunsches, denn er war zutiefst entschlossen und vollkommen überzeugt, dass solch ein Wunsch, alle Menschen zur Verwirklichung der Buddhaschaft zu führen, unweigerlich realisiert werden würde. Wir wollen auch diesen Schwur ablegen, uns seinem Entschluss anschließend, um unser eigenes Glück und das der anderen und den Frieden der Gesellschaft aufzubauen. *Goshotext für diesen Monat aus den „Ongi Kuden“, Aufzeichnung der mündlich überlieferten* *Lehren* („Die Welt der Schriften Nichiren Daishonins“ Teil 3 im ersten Heft S. 60, Zeile 8 - 16) *Wo ich, Nichiren, jetzt Nam-Myoho-Renge-Kyo chante, ermögliche ich allen lebenden Wesen in den zehntausend Jahren des Späten Tags des Gesetzes, die Buddhaschaft zu erlangen. Ist es daher nicht richtig zu sagen: „Was ich seit langem hoffte, hat sich nun erfüllt.\*“? „Hat sich nun“ bezieht sich auf das Daimoku, das am 28. Tag des vierten Monats der Kencho-Ära (1253) zum ersten Mal gechantet wurde. Daher können wir daran als etwas denken, das bereits stattgefunden hat. * \*„Was ich seit langem hoffte, hat sich nun erfüllt.“ (*konja i manzoku*): Das ist ein Satz im zweiten Kapitel des Lotos-Sutras und heißt, dass der Wunsch Shakyamunis, alle Menschen zu so einem hohen Lebenszustand zu führen, sich bereits erfüllt hat. Über die Gosho „Ongi Kuden“(Aufzeichnung der mündlich überlieferten Lehren): Die „Ongi Kuden“ ist, obwohl noch nicht ins Deutsche übersetzt, eine der wichtigsten Goshos des Daishonin, in der das Tiefste und die wahre Absicht seines Buddhismus klar erläutert sind. Die Vorlesung, die der Daishonin in seinen letzten Lebensjahren in Minobu über die wichtigen Sätze des Lotos-Sutras abhielt, schrieb Nikko Shonin auf und hinterließ sie, vom Daishonin konzessioniert, für die späteren Generationen. Am Anfang dieser Gosho legte der Daishonin sehr ausführlich „Nam-Myoho-Renge-Kyo“ aus. Danach erläuterte er alle einzelnen wichtigen Lehren vom ersten bis zum achtundzwanzigsten Kapitel des Lotos-Sutras und dann zwei weitere Sutren, das Eröffnungs- und das Abschluß-Sutra zum Lotos-Sutra, indem er die Auslegungen von T´ien-T´ai und Miaolo zitierte. Vor jeden von ihm interpretierten Satz des Lotos-Sutras wurde die Bezeichnung „Die Ongi Kuden lautet:“ gestellt und seine wahre Bedeutung und wahre Absicht vom Standpunkt des Buddhismus des Säens Nichiren Daishonins *(motei)* offenbart. Dass er zuallererst die Bedeutung von Nam-Myoho-Renge-Kyo erläuterte, weist darauf hin, dass das Gesamtwerk „Ongi Kuden“ nicht einfach das Lotos-Sutra erläutert, sondern der tiefe Sinn von Nam-Myoho-Renge-Kyo, bezogen auf den Buddhismus Nichiren Daishonins, anhand des Lotos-Sutras und der Auslegung T´ien-T´ais klar gezeigt wurde. Präsident Ikeda hielt vom August 1962 bis Juli 1964 vor den Repräsentanten der Studentenabteilung eine Vorlesungsreihe über die „Ongi Kuden“. Die meisten der damaligen Teilnehmer sind bis heute als die Kernverantwortlichen für Kosen-rufu sehr aktiv und wirksam gewesen. Diese Vorlesungen wurden in der monatlichen Zeitschrift der Soka Gakkai „*Daibyaku renge*“ zwei Jahre lang vom Januar 1963 bis Dezember 1964 veröffentlicht. Sie wurden dann im Jahr 1965 in Form zweier Bücher herausgegeben. Darin schrieb Präsident Ikeda: „Die Ongi Kuden beschreibt die Lehren über die Religion, das Leben, menschliches Glück, das Universum und gesellschaftliche Prinzipien in Anbetracht des Glaubens und des täglichen Lebens, tiefgründig und von verschiedenen Gesichtspunkten aus“. Der Goshotext, den wir diesen Monat studieren, ist der sechste von den acht wichtigen Punkten des Hoben (Hilfsmittel)-Kapitels, die der Daishonin erläuterte: „Ich wünschte mir früher, dass alle Menschen sich den gleichen Lebenszustand wie ich zu eigen machen würden (*nyogatou mui nyoga shaku shogan*)“. Das ist der Abschnitt aus dem zweiten, dem Hoben-Kapitel des LotosSutras: „Shariputra, Du sollst wissen; ich wünschte mir früher, dass alle Menschen sich den gleichen Lebenszustand wie ich zu eigen machen würden, dass es keinen Unterschied zwischen ihnen und mir gäbe. Was ich seit langem hoffte, hat sich nun erfüllt. Alle Menschen habe ich zum Weg der Buddhaschaft geführt“. In Bezug auf diesen Satz stellt der Daishonin in den „Ongi Kuden“ die Frage: „Was beinhaltet hier das Wort ´**nun**´ von Shakyamuni?“ Er schreibt, dass es laut Interpretation T´ien-T´ais bedeutet, dass Shakyamuni das wahre Wesen des Lebens (*shoho jisso*) verkündet hat. Aber vom Standpunkt des Buddhismus Nichiren Daishonins, also von der verborgenen Bedeutung der Sätze aus (*montei*), macht der Daishonin klar, dass der Satz „nun hat sich erfüllt“ beinhaltet, dass er Nam-Myoho-Renge-Kyo verkündet hat, indem er den Schwur ablegte, alle Menschen zur Buddhaschaft zu führen. *Inhaltszusammenfassung* Nichiren Daishonin leistete in seinem Leben mindestens zwei Schwüre. Den ersten tat er mit 12 Jahren: „Ich werde zum weisesten Menschen ganz Japans werden.“ Darüber haben wir im März dieses Jahres gesprochen. Den zweiten leistete er mit 32 Jahren, kurz vor der Begründung seiner Lehre. Hierzu schlagen Sie bitte im Vorlesermaterial vom November letzten Jahres nach. Dieses Mal beschäftigen wir uns mit dem zweiten Schwur, in dem es um die Bedeutung der Begründung seiner Lehre geht. Der Daishonin rezitierte am 28. April 1253 zum ersten Mal Nam-Myoho-Renge-Kyo und widerlegte dabei die Nembutsu-Lehre. Es war ihm klar, dass man großen Schwierigkeiten begegnen würde, wenn man im Späten Tag des Gesetzes Nam-Myoho-Renge-Kyo verbreitete. Aber es gab keinen anderen Weg als diesem Gesetz zu folgen, wollte man die Menschen grundsätzlich von ihren Leiden befreien und den Späten Tag des Gesetzes, also das Zeitalter voller Begierden und Streitigkeiten verändern. Darauf gefasst, großen Schwierigkeiten zu begegnen, gründete der Daishonin also seine Lehre. Die Begründung seiner Lehre meint er, wird durch den Satz im Hoben-Kapitel: „Nun hat sich erfüllt“ dargelegt. Sein Schwur war es, Nam-Myoho-Renge-Kyo zu verbreiten und dadurch alle Menschen zur Buddhaschaft zu führen. Warum aber bedeutet die „Begründung seiner Lehre“, bei der er zum ersten Mal Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitierte, „dass bereits sein Wunsch realisiert, also sein Schwur erfüllt ist“ ? Der Grund dafür ist zum einen mit dem Prinzip der „gleichzeitigen Beinhaltung von Ursache und Wirkung (*inga guji*)“ zu erklären. Phänomenal gesehen nehmen eine Ursache und ihre Wirkung natürlich einen zeitlichen Verlauf. Der Buddhismus erklärt aber, dass in einem augenblicklichen Leben sämtliche Ursachen und Wirkungen konzentriert enthalten sind. Im Hinblick auf unseren Glauben bedeutet das: Wenn wir zum Gohonzon beten, werden unsere Wünsche alle erfüllt. Wenn wir ernsthaft zum Gohonzon chanten, sind die Wirkungen in unserem Gebet, dem Ausdruck unserer Wünsche, bereits enthalten. Es dauert eine Weile bis wir sie als Phänomene wahrnehmen, obwohl sie auf der Ebene unseres tiefgründigen Lebens zu dem Zeitpunkt, an dem wir uns entschlossen und dafür gebetet haben, bereits erfüllt sind. Der zeitliche Verlauf ist mehr oder weniger unterschiedlich, je nach Art der Probleme. Unsere Wünsche jedoch gehen auf jeden Fall in Erfüllung. Mit anderen Worten drücken sich hier der Entschluss und die große Überzeugung des Daishonin aus. Er offenbart seinen Entschluss: „Mit diesem mystischen Gesetz von Nam-Myoho-RengeKyo will ich, dass alle Menschen auf ewig und ganz sicher die Buddhaschaft verwirklichen werden“ Und er offenbart seine große Überzeugung: „Es besteht gar kein Zweifel daran, dass es sicher so sein wird“. Wir wollen uns seinem Entschluss anschließen und unseren Schwur leisten, damit wir sowohl unser eigenes Glück, als auch das der anderen und den Frieden in der Gesellschaft auf jeden Fall aufbauen können. So heißt es für uns auch „*konja i manzoku*“: „Nun hat sich erfüllt!“ Der Daishonin schreibt im Anschluss an diese Goshostelle: „*manzoku*“. Erfüllt zu sein heißt, die Buddhaschaft zu verwirklichen“. Für die Vorlesung studieren Sie bitte intensiv aus der „Welt der Schriften Nichiren Daishonins“ Teil 3, besonders Seite 48, Zeile 1 bis Seite 53, Zeile 18 und Seite 58, Zeile 29 bis Seite 61, Zeile 2.